2006

Yvonne, die Burgunderprinzessin

von Witold Gombrowicz

Fotos

Der Autor

Hand aufs Herz – wird hat schon einmal gehört von diesem Autor, von dem Botho Strauß immerhin schrieb, er könne nur Stücke schreiben, die so gut wie „Hamlet“ seien?

Geboren wurde Witold Gombrowicz 1904 in dem kleinen Ort Małoszyce bei Krakau. Seine Familie stammte aus altem polnischem Landadel. Nach einer behüteten Kindheit und Jugend studierte Gombrowicz in Warschau und Paris Jura, Philosophie und Ökonomie und schrieb seine ersten Romane. 1939 emigrierte er kurz vor Deutschlands Überfall auf Polen nach Argentinien, wo er seinen Lebensunterhalt als Bankangestellter verdiente. Nach einer etwa fünfzehnjährigen Schaffenspause nahm er seine schriftstellerische Tätigkeit, die er zeitlebens für seine Hauptaufgabe hielt, wieder auf und verfasste mehrere Dramen und Romane unter anderem auch „Yvonne, die Burgunderprinzessin“. 1963 kehrte er nach Europa zurück und lebte als freier Schriftsteller in Frankreich, zeitweilig auch in Berlin. 1969 starb er in Vence.

Es fällt schwer, Gombrowicz einer literarischen Strömung zuzuordnen. Zeitlebens stand er dem Existentialismus Sartres nahe und übte mit grotesker Ironie bissige Kritik an den alten, scheinbar „gereiften“ Formen des Lebens. So wendet sich sein Werk parodistisch gegen gesellschaftliche Normen und Konventionen, unter anderem auch solche, die aus Ideologien, Religion und Nationalismen erwachsen. Dabei experimentierte er auch mit sprachlichen Formen, vor allem, indem er verschiedene Stile in seinen Werken neu zu vermischen versuchte. Sein größtes literarisches Vorbild war Shakespeare und so ist eine deutliche Ähnlichkeit zu einigen Dramen des englischen Dichters durchaus beabsichtigt.

Das Stück

Während eines Spaziergangs trifft Prinz Phillippe mit seinen adligen Freunden auf die hässliche und apathische Yvonne. Um die höfischen Konventionen zu verspotten, verlobt er sich mit Yvonne und brüskiert damit Hofstaat und Königspaar. Um einen Skandal zu vermeiden, wird die Verlobung als „edelmütige Tat“ deklariert und Yvonne ins königliche Schloss geschafft. Dort ist Yvonne vielfältigen Schikanen ausgesetzt und dennoch wehrt sie sich nicht und provoziert durch ihr undurchdringliches Schweigen. Als der Prinz bemerkt, dass Yvonne sich in ihn verliebt hat, versucht er sie seinerseits zu lieben. Letztendlich aber scheitert auch dieser Versuch, während das höfische Leben, bedingt durch Yvonnes Anwesenheit, weiter aus den Fugen gerät. So sehen der Kammerherr, das Königspaar und der Prinz nur noch einen Ausweg...

Das 1933 in der Zeitschrift „Skamander“ veröffentlichte Drama „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ wurde erst 22 Jahre nach seiner Erscheinung uraufgeführt. In Westeuropa wurde es seither schon viele Male gespielt, in Polen dagegen, der Heimat Gombrowiczs, ist der Autor wie das Stück bis heute umstritten. Viele frühe Interpretationen deuteten das Drama als Satire auf die polnischen autoritären Herrschaftsverhältnisse der zwanziger Jahre, während Gombrowicz selbst eine derartige Beschränkung der Intention ablehnte. Vielmehr parodiert es generell den Versuch des Ausbruchs aus gesellschaftlichen Konventionen, der, da er sich selbst auf die Konventionen stützt, scheitern muss. So macht der Prinz stetig von seinem gesellschaftlichen Status Gebrauch, während er eigentlich gegen die mit diesem Status verbundenen Konventionen aufbegehren will. Yvonne selbst ist dabei nur ein Spielball, ein Instrument herrschaftlicher Willkür.

Sprachlich und inhaltlich nimmt der Autor Ausdrucksformen des absurden Theaters vorweg. So wiederholen einige Figuren ständig einzelne Phrasen, als Ausdruck für die Erstarrtheit der höfischen Situation.

Gombrowicz selbst sagte, dass sein Stück primär von Georg Büchners Komödie „Leonce und Lena“ und Shakespeares „Hamlet“ inspiriert ist und ähnlich breit angelegt will er auch „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ sehen.

Entsprechend gespalten war stetig auch die Kritik: Zwischen „ähnlich einem perversen Stückchen eines Schuljungen“ und „keiner schafft es wie Gombrowicz, durch ungreifbare Gespinste die Physis der Realität derart greifbar zu machen“ hat das Drama viel Ablehnung, aber noch viel mehr Lob bekommen.

Weiteres zum Stück

"Lass Karauschen servieren!“

Nun, meine verehrten interessierten Leser, ich, der ich mich wohl als am Gebildetesten am Hofe von Burgund rühmen kann, will Ihnen zum Schluss, um Sie nicht genauso dumm wie vorher aus diesem Stück gehen zu lassen, etwas über Karauschen erzählen.

 

Nun, die Karausche, in meinen Fachkreisen auch „Carassius carassius“ genannt, ist ein Fisch aus der Familie der Karpfenfische, für etwas gebildetere auch „Cyprinidae“. Zu dieser Fischgruppe gehören etwa 1500 Arten, umwerfend nicht wahr?

 

 

Daher ist die Karausche dem Karpfen auch sehr ähnlich.

Unterscheiden lässt sie sich allerdings durch eine steilere Rückenlinie und fehlende Bartfäden, wenn Sie mir folgen können, ansonsten betrachten Sie einfach die untere Schwarz-Weiß Abbildung.

Normalerweise ist die Karausche messinggelb, manchmal jedoch auch grau bis grünlich, sehr charakteristisch für sie ist auch ein dunkler, runder Fleck am Schwanzflossenansatz.

Obwohl sie langsamwüchsig ist, kann sie 15-40 cm groß und bis zu 1 kg schwer werden!

Da sie kalte und schnellfließende Gewässer meidet, fühlt sie sich eher in schmutzigen, schlammigen und sauerstoffarmen Tümpeln wohl, wo sie sich ausschließlich von Pflanzen und wirbellosen Kleintieren ernährt.

Nun, was ich natürlich nicht vergessen darf, zu erwähnen, ist, dass dieser Fisch sehr grätenreich ist und daher mit Vorsicht zu genießen ist, wieso ich ihn auch Kindern nicht unbedingt empfehle.

Nun, meine wissbegierigen Leser, damit komme ich zum Ende meines Vortrags und hoffe, dass ich Ihr Allgemeinwissen heute Abend erweitern konnte.

Mit freundlichem Gruß

der Klugscheißer von Burgund *

  

  

  

* Sie brauchen während oder auch nach der Aufführung nicht Ausschau nach mir zu halten, da ich weder in dem Stück vorkomme, noch Zeit habe mich mit Ihnen zu befassen, da die Menschheit auf meine nächsten sensationellen wissenschaftlichen Erkenntnisse wartet

 

Die Rollen

Yvonne, dargestellt von Esther Altmeyer

Was ist es, das den Charakter Yvonne ausmacht? Ist es das "perpetuum mobile, das geschlossene System", aus dem sie nicht mehr herausfindet, da ihr Körper keine Medikamente aufnimmt, weil sie verschlafen ist? Und sie verschlafen ist, weil sie keine Medikamente aufnimmt? Ist es ihr Schweigen, (die Regieanweisung "Yvonne schweigt" ist die wahrscheinlich Häufigste im ganzen Stück)? Ist es die Tatsache, dass obwohl Yvonne nach außen hin am merkwürdigsten wirkt, in Wahrheit doch die Normalste ist? Oder ist es einfach nur ihre grumpige Art, die es erlaubt, alle möglichen Grimassen zu schneiden?

Ich weiß nicht genau, was mich am meisten angesprochen hat. Doch obwohl mein Rücken nach so mancher Probe nicht selten so (un)beweglich wie ein Bügelbrett war, habe ich den Reiz, den die Rolle für mich ausmachte, nie so richtig aus den Augen verloren. Das Schwierigste ist wahrscheinlich, die wenig beschriebenen Charakterzüge von Yvonne so einzufangen, dass dem Zuschauer verständlich wird, dass Yvonne gar nicht "so beschränkt" ist.

Wenn man versucht, sich beim Spielen in die Rolle von Yvonne zu versetzen, versteht man anfangs nicht, warum Yvonne sich nicht gegen all die Beleidigungen und Anschuldigungen wehrt. Man möchte am liebsten aufschreien: " Na und? Dann bin ich eben hässlich! Dafür bin ich aber nicht so egoistisch und aufgeblasen wie du!", oder vielleicht auch " Dann trage ich eben auffällig unschöne Gummistiefel, ich sag ja auch nichts gegen deine viel zu kleine Krone!". Aber genau das ist es, was der Prinz als "verschlafene Weisheit" bezeichnet. Yvonne hat ihre Umwelt quasi abgehakt, und zwar genauso wie alle anderen sie immer wieder abhaken, wenn sie sie und ihr unweibliches und unelegantes Verhalten bemerken. Sie ist resignierend und kalt. Als der Prinz sich als Erster einmal so richtig tiefgründige Gedanken über ihr Gemüt macht, ist sie so überrascht und angetan, dass sie sich in ihn verliebt.

Eine Sache, die mir lange Sorgen gemacht hat (und damit spreche ich als Vegetarier jetzt nicht das Fischessen an), ist die Frage, inwiefern ich Yvonne als körperlich behindert darstellen soll. Es fiel mir lange schwer, einen Mittelweg zu finden, der weder unecht, oder sogar diskriminierend wirkt, noch lächerlich. Deswegen hoffe ich, dass ich dies umsetzen konnte und meine Darstellung so deutlich ist, dass sie auf jeden Fall der Aussage des Stückes gerecht wird.

 

Esther Altmeyer

Der Prinz, dargestellt von Tilman Daiger

Ich! Ich! Ich! Wenn es etwas gibt, woran es sich zu glauben lohnt, dann ist das: Ich!

Was auf dieser Welt gibt es, was nicht genau so konstruiert, konzipiert, determiniert ist, dass es meinem Wohl, meinem Sein und Fühlen, meinem Empfinden, meinem Wollen und meinem Denken so gut als möglich zum besten Nutzen ist?

Wieso gibt es schöne Frauen? Schöne Frauen mit langen, blonden Haaren, roten, vollen Lippen, edlen Augen, wohlgeformten Hüften, schmalen Taillen, langen, schlanken Beinen und tiefen Ausschnitten?

Weil es mich gibt!

Und doch, es bleibt dieses ewige „doch“ der ewigen Unzulänglichkeit: Ist es auch nur eine, eine einzige dieser kühlen, blonden Schönen, wert, sich mit ihr länger als zwei oder drei Tage zu befassen? Wie sagt Don Juan:

Ein Tag, um ihr Herz zu gewinnen.

Ein Tag, um ihr Bett zu gewinnen.

Einer, um sie zu verlassen.

Eine Stunde, um sie zu vergessen.

Zwei Tage um sie zu ersetzen.

Ich bin herzlos? Kalt? Berechnend? Grausam? Ja, bin ich! Und noch viel mehr!

Ich brauche diese Welt nicht, sie braucht mich. Wer sich anmaßt, über mich zu richten, ist gerichtet. Ich bin die Vervollkommnung, ich bin das Maß; alles, alles bin ich – und habe nichts.

Ich bin als Vollkommener einer allzu unvollkommenen Mutter entkrochen, lebe auf allzu schmutzigem Boden, bin der Thronfolger eines allzu amorphen Reiches, atme allzu dreckige Luft.

Wie soll ich Freude an all dem Streben nach der Vollkommenheit haben, wenn ich selbst ihr Ebenbild bin?

Was kann schön sein – neben mir? Was edel?

Wie langweilig sind doch die zahllosen Versuche mir zu gleichen. All diese kläglichen Bemühungen hin zur Makellosigkeit, die doch in ihren eigenen Mäkeln ersticken, sich selbst erwürgen. Manchmal amüsant, meist belanglos, oft enervierend.

Ich kann mein Vergnügen nur im anderen Extrem suchen, der totalen Unvollkommenheit, im Moloch der Hässlichkeit. Nur dort, wo mein Glanz erschlafft, kann ich noch gefordert werden. Diesen Schatten zu bezwingen, muss meine Lebensaufgabe sein.

Und seid euch sicher, ich werde sie meistern!

 

Tilman Daiger

König Ignaz, dargestellt von Thomas Bardenheuer

He, Sie! Warum sehen Sie sich das Bild von mir so lange an? Das bin ich!

König Ignaz von Burgund. Ehemann einer etwas verrückten Frau und

Stolzer Vater eines Sohnes. Na was? Das glauben Sie mir nicht? Das sollten Sie aber! Ich sage Ihnen, in meinem Reich wollen sich alle bereichern. Die glauben, ich würde genau das tun, was sie wollen, aber diesen Gefallen tue ich ihnen nicht. Wo kommen wir denn da auch hin? Wäre ja noch schöner! Mit mir nicht! Wenn ich nicht des Öfteren an der Leine ziehen würde, wäre schon längst das Chaos in den Palast eingezogen.

Apropos Chaos: Haben Sie schon von der Verlobten gehört, die sich mein Sohn Philipp geangelt hat. Also ich glaube immer noch, dass das einer seiner neuen Streiche ist. Dieser ist aber so ausgefuchst, dass ich es selber kaum glaube, ob es Ernst oder ein einfältiger Witz ist.

Ich hoffe doch Letzteres, denn so eine hässliche Person an meinem Hofe, kann ich nicht ertragen! Eia, Mama, Papa!

Aber halt, ich werde meinen alten Freund den Kammerherren fragen, was er davon hält. Er hat schon immer bei schwierigen Fragen eine Lösung parat gehabt. Ach, wenn ich ihn nicht hätte? Sie sagen bestimmt, dann hätte ich noch immer meine Frau Margarethe, die mir zur Seite steht. Da muss ich Ihnen aber was erzählen. Margarethe hat sich in den letzten Jahren immer mehr zurückgezogen. Sie ist in ihrem Zimmer und überlässt mir die Diplomatie. Der Hof sieht sie bald mehr als ich.

Ich wüsste zu gern, was für verrückte Sachen sie in ihrem Zimmer so treibt. Vielleicht ergibt sich da noch eine Gelegenheit für mich.

Ach, den Rest erspare ich Ihnen besser. Das sehen Sie sich besser mit eigenen Augen an, was in meinem Reich vor sich geht, sonst glauben Sie mir ja doch nicht.

 

Thomas Bardenheuer

Königin Margarethe, dargestellt von Judith Altmeyer

Gestatten sie, dass ich mich vorstelle? Mein Name ist Königin Margarethe, ihre Majestät. Die Gemahlin des Königs Ignaz, seine Majestät, und Mutter des Prinzens Philipp.

Zusammen mit einem entzückenden Hofstaat und einem doch sehr redseligen Kammerherrn bewohnen wir ein prächtiges Schloss.

Ich möchte doch behaupten, dass ich nur lobend und mit Stolz meinen Sohn präsentieren kann. Sein ganzes Herz strahlt unerbittlichen Edelmut und reine Sympathie aus. Ja, doch, ich denke er kommt vom Charakter her ganz nach mir. Erst kürzlich erwies er erneut seine edelmütigen Absichten, durch seine Verlobung. Das Mädchen, man nennt sie Yvonne, erscheint dem Außenstehenden sehr schüchtern, ja, denn sie schweigt überhaupt und immer. Unter uns gesagt, man könnte sie auch als etwas apathisch und sogar übelgelaunt bezeichnen...Doch natürlich sind wir wie Vater und Mutter zu diesem Vögelchen und sind mit unserem ganzen mütterlichen Herzen für sie da, ungeachtet dieser Fehler.

Doch zurück zu uns. Vielleicht bin ich nicht sehr sentimental, jedoch ertrage ich nichts, was nur am entferntesten nach Haselstrauch oder Fliederhauch riecht.

Außerdem liegt mir alles was man im Allgemeinen schamhaft als Poesie bezeichnet sehr fern.............doch wenn uns keiner sieht.......

Es war wohl ein hartes Stück Arbeit mich in eine edle Königin zu verwandeln. Nach kurzem war ich daran gewöhnt, dass mir Sätze wie:“ Du siehst aus als wolltest du Aliens kontaktieren“ oder „ Du gehst wie ein Trampeltier!“ um die Ohren geworfen wurden. Außerdem habe ich ca. ein halbes Jahr gebraucht bis ich den Satz:“ Es erblühe jedoch ein jeder ohne Rücksicht auf seinen Rang in der Hierarchie der Ränge zur vollen Blüte seines Wesens unter der Sonne unserer Gnade.“ auswendig konnte, weil er für mich einfach auf den ersten Blick keinen Sinn ergab. Na ja, als ich den Satz dann begriffen hatte, stellte sich heraus, dass er tatsächlich keinen Sinn ergibt. Auch an die Schuhe werde ich mich wohl nie gewöhnen können. Aber nun haben sie die Gelegenheit selber festzustellen, ob der Theatergruppe die Operation von Trampeltier Judith zu Königin Margarethe gelungen ist.

 

Judith Altmeyer

Der Kammerherr, dargestellt von Rebecca Lay

Hochverehrte Gäste!

Liebes Volk von Burgund!

 

Im Namen Seiner Majestät, König Ignaz von Burgund, und Ihrer Majestät, Königin Margarete von Burgund, bin ich beauftragt Sie hier am Hofe dieses altehrwürdigen Königshauses hochherzlich willkommen zu heißen.

Anlässlich dieses unseres Nationalfeiertages wurde meiner unwürdigen Person die ehrenvolle Aufgabe zuteil, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass Seine Majestät, König Ignatz, beabsichtigen, wenn der Tag sich seinem Ende zuneigt, durch diesen unseren Schlosspark zu spazieren, um zu zeigen, wie brüderlich sich Seine Majestät mit Ihrem Volke verbunden fühlt. Solange meine Wenigkeit bereits die Gnade erfährt diesem edlen Hause dienen zu dürfen, und das ist nun schon eine wahrhaftig lange Zeit, war diese Tradition den Untertanen Seiner Majestät stets lieb und teuer.

Mit besonderer Freude darf ich Ihnen nun noch verkünden, dass der hochwohlgeborene Prinz Philipp ebenfalls plant, Sie mit seinem persönlichen Erscheinen zu erfreuen.

Für diejenigen unter Ihnen, die mit den Erfordernissen höfischen Benehmens weniger vertraut sind, möchte ich noch darauf hinweisen, dass das Zeremoniell gebietet, wenn der erhabene König sich nähert, beiseite zu treten und den Blick zu senken. Von Beifallsbekundungen wie etwa Klatschen oder einem Erheben der Stimme ist unbedingt abzusehen.

Seinen sie versichert, dass Sich Seine Majestät, auch ohne derartiges unschickliches Verhalten, der hohen Verehrung seitens Ihres Volkes jederzeit bewusst ist.

Hocherfreut Ihre Bekanntschaft gemacht haben zu dürfen, stets zu Diensten und mit untertänigstem Gruß,

 

Ihr Kammerherr

 

Rebecca Lay

Cyryll, dargestellt von Talisien Barde

Hallo meine Herren und vor allem meine geliebten Damen!

 

Mein Name ist Cyryll - einfach nur Cyryll – ich entschuldige mich schon im Voraus für jegliche vulgäre und unkontrollierte Ausdrücke, Schimpfwörter und Flüche(alle Kinder unter 10 Jahren rate ich also diesen Artikel zu überspringen), doch ich versuche mich zusammenzureißen, was nicht gerade leicht ist. Denn im Moment läuft einfach alles…na wie soll ich sagen…SCHEIßE!

Mein vorher so geschätztes Leben am Hof von Burgund wird nun von nur einer Person völlig durcheinander gebracht:

Yvonne!!!

- PLÖPP - Auf einmal ist sie da!! Und kaum taucht sie, herangeschleppt von ihren altmodischen Tanten, auf, rasten hier alle aus, kommen auf dumme Gedanken und die Weiber sind auch nicht mehr das, was sie mal waren…so ein Dreck!

Und nicht nur das! Neehehee…dieses Miststück verdreht meinem treuen Freund, dem Prinzen, auch noch völlig den Kopf! Er könnte jede haben! Jede!!

Aber was macht er?! Er verliebt sich in dieses unzufriedene, hässliche Ding, gerade in dem Augenblick, wo sich die reizende und hübsche Isa an ihn heranmacht!!

Hey, jetzt mal ehrlich, wer würde da an meiner Stelle nicht lachend in eine Kreissäge laufen???

Ich meine, ich will nicht oberflächlich wirken – glauben sie mir: auch ich lege Wert auf das Innere im Menschen – und irgendwo tut mir dieses Mädchen ja auch Leid, aber bei ihr ist einfach Alles verloren. Egal wie viel Mühe man sich gibt und wie viel Aufmerksamkeit man ihr schenkt, sie schafft es einfach immer wieder einen auf ihre Art wahnsinnig zu machen.

Sehen Sie! – Selbst ich werde langsam verrückt!!

Ich hoffe nur der Prinz kommt endlich wieder zur Vernunft und wir können das ganze friedlich beenden. Wie sehne ich mich nach meinem Leben ohne Yvonne zurück…

 

…Oh Scheiße! Valentin bat mich gerade Yvonne zum Prinzen zu geleiten!

Naaa Toll!!! Ich frag mich, was er jetzt schon wieder vorhat…

 

Talisien Barde

Isa, dargestellt von Sarah Leonie Herzog

Isa ist eine der vielen Damen am Königshof von Burgund. Allerdings nimmt sie unter den Hofdamen in so fern eine exponierte Stellung ein, als sie die persönliche Zofe der Königin Margarethe ist und somit immer etwas näher an den Geschehnissen um die Königsfamilie ist als der Rest des Hofes. Verliebt in den Prinzen Philipp versucht sie mit den ihr gegebenen Möglichkeiten seine Aufmerksamkeit und sein Herz zu gewinnen. Ob ihr dies gelingt, lässt Witold Gombrovicz am Ende des Stückes offen. Bilden Sie sich selbst eine Meinung, ich bin mir nach wie vor nicht sicher, wie Isas Zukunft am Hof von Burgund aussehen könnte...

Der Charakter der Isa erscheint im Drama beinahe normal, sie ist eine der wenigen Personen, die nur eingeschränkt zu Wiederholungen ihrer Worte neigt. Das, was sie sagt und tut, ist eigentlich für jeden Menschen nachvollziehbar, der es schafft, sich in die Lage einer unglücklich verliebten und dadurch verzweifelten jungen Frau hinein zu versetzen, die wohl auch auf den sozialen Aufstieg hofft. Allerdings ist auch sie in ihrer naiven Art nicht in der Lage, die Absurdität der Handlungen und den Prinzen selbst zu durchschauen. Sie bewegt sich wie ein Fähnlein im Winde, will einmal nichts mehr mit Philipp zu tun haben, ist im nächsten Moment aber zu schwach, um in ihrer Entscheidung konsequent zu bleiben.

 

Sarah Leonie Herzog

Innozenz, dargestellt von Alexander Stasik

Verzeihung, ich protestiere! So etwas, was hier geschieht, das ist... eine Ungeheuerlichkeit.

Ähm, Verzeihung, ich entschuldige mich. Es tut mir leid, ich ließ mich gehen. Ich bitte um Verzeihung. Ich wollte Sie nicht belästigen.

Also, ich, Innozenz, bin, wie soll ich sagen, alleine. Denn mit Frauen, das ist schwierig. Dieses ewige Konkurrieren, das ist grässlich, und ich bin ein einfacher und langsamer Mensch.

Und jetzt lässt sich der Prinz nur aus Protest mit der armen Yvonne ein. So etwas tut man nicht.

Aber so geht das nicht, das darf nicht einmal der Prinz tun. Das ist...

Ich darf mich nicht aufregen, das ist ungesund, ich bin in nicht besonders guter Verfassung. Verzeihung, ich bitte um Verzeihung.

Trotzdem, ich habe ein Recht zu protestieren. Ich protestiere gegen diese Ungeheuerlichkeit.

Verzeihung, ich wollte Sie nicht stören. Verzeihung.

Trotz dieser Ungeheuerlichkeit wünsche ich ihnen gute Unterhaltung.

 

Alexander Stasik

Zyprian, dargestellt von Tobias Böhrs

Ich kann mich rühmen, zum auserwählten Freundeskreis des Prinzen zu gehören. Dies macht es natürlich leichter sich dem schöneren Geschlecht zu nähern. „Also funktionieren wir als junge Männer. Tun wir, was wir tun müssen“ und machen die Weiber glücklich.

Natürlich mag ich derben Humor und liebe Sarkasmus, aber was Phillip mit diesem abscheulichen Ding vorhat, kann ich beim besten Willen nicht erraten…

 

Tobias Böhrs

Valentin, dargestellt von Tobias Böhrs

„RAUS!!!“

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum ersten Mal agiere nicht mehr „hinter“, sondern auf der Bühne. Das ist mit mehr Zeitaufwand verbunden macht mir aber eindeutig mehr Spaß. Ich kann mich zwar weder mit Zyprian geschweige denn mit Valentin identifizieren, aber ich glaube das ist der Reiz des Schauspielens. Ich verspreche allen eine gute Unterhaltung!

 

Tobias Böhrs

Hofdamen, dargestellt von Henrike Häbel und Miriam Klein

„Hihihi...Hallo, haben Sie schon gehört, der Prinz hat eine Neue...hässlich sag ich Ihnen Hihi...Wir kommen um, wir platzen!“

 

Das Leben einer Hofdame im Allgemeinen ist durchaus empfehlenswert. Die verzehrenden Blicke der Herren, die uns in unserem ständigen Bemühen bestärken, diese mit gezielten Avancen aus dem Gleichgewicht zu bringen, die gemeinsame intrigenreiche Jagd auf den Prinzen und die spöttischen Lästereien untereinander machen jeden Tag besserer als die spannendste Folge jeder Telenovela.

 

Doch seitdem diese Schlampe bei uns am Hof residiert, ist alles anders. Der Prinz schenkt keine Zeit mehr den von uns so begehrten Liebesaffären, sondern verschwendet sie damit, sich durch diese Yvonne über die Gebrechen und Defekte einiger Hofdamen lustig zu machen.

 

Erste Dame: „Wie deine Fettpölsterchen“

Zweite Dame: „Oder deine korrigierte Nase!“

 

Henrike Häbel

Herren, dargestellt von Vanessa Uhlig und Lea Herzog

Seit sich der Prinz mit diesem komischen Geschöpf verlobt hat läuft hier alles anders als früher. Die Damen werfen sich nur noch an den Prinzen ran um die Verlobung sabotieren zu können. Wir haben gar keine Chance mehr an die Damen heranzukommen. Kein Wunder, dass wir durch unsere spitzen und manchmal vielleicht sogar boshaften Bemerkungen Yvonne gegenüber sehr unfair sind. Aber wir können uns einfach nicht zurückhalten. Was gäben wir dafür, dass alles wieder so wird wie früher, ein Leben ohne Yvonne!

 

Vanessa Uhlig

Tanten, dargestellt von Jan Gräf und Martin Böhrs

Yvonnes Tanten sind zwei aufgetakelte Schrullen, die ihre beste Zeit hinter sich haben. Sie haben sich zum Ziel gesetzt ihre Nichte unter die Haube zu bringen, jedoch glauben sie nicht an den Erfolg ihrer Mission. Das Verhältnis zu Yvonne ist sehr schlecht, da sie durch sie ständig Spott ausgesetzt sind. Dass schließlich der Prinz Yvonne heiraten will, können sie nicht verstehen, sind aber froh dadurch ihren „Problemfall“ losgeworden zu haben.

In alter Tradition der Theatergruppe Szenenwechsel haben aus Männermangel des Öfteren Frauen aushelfen müssen. Mittlerweile hat sich dieser Mangel gelegt, so dass wir beide die große Ehre hatten in die Rollen der beiden Tanten von Yvonne zu schlüpfen.

Das bedeutete vor allem zu lernen: Wie setze ich mich mit einem Rock hin, ohne zu viel zu zeigen? Wie kriegt man einen schönen Hüftschwung? Und wie hoch kann die Stimme klingen, ohne dass sie piepsig wird? Diese Probleme lösen, bedeutete vor allem eine große Menge Spaß.

 

Martin Böhrs

Würdenträger, dargestellt von Vanessa Uhlig, Lea Herzog und Henrike Häbel

Im Hintergrund

Souffleuse

Katharina Hallet

Licht, Ton

Daniel Niermann, Tobias Böhrs und Benedikt Lay

Regie, Leitung

Rebecca Lay

Maske

Daniela Loraing, Katharina Hallet, Rebecca Lay