2012

Bunbury

von Oscar Wilde

Fotos

Hier gibt's die Bilder zu diesem Theaterstück...

Der Autor

Oscar Wilde - Dichter und Dandy

Geboren in Dublin, am 16. Oktober 1854 war Oscar Wilde dank seiner ebenfalls schreibenden Eltern ein Dichter. Nach Studien in Dublin und Oxford zog es ihn ab 1879 nach London, wo er mit seiner Extravaganz und seiner Redegewandtheit schnell zum Vorbild einer neuen Bewegung wurde: der Dandys. Berühmt durch seine Erfolge als Dramatiker und Poet und mit dem Ruf des Vorzeige-Skandalautors im viktorianischen England unternahm er zahlreiche Vortragsreisen durch Großbritannien und in die Vereinigten Staaten. 1895 wurde der homosexuelle Wilde wegen seines Verhältnisses zu Lord Alfred Douglas nach einem aufsehenerregenden Prozess zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt - ein Schicksal, das ihn als Mensch brach. Am 30. November 1900 starb er, alkoholkrank, in Paris unter dem Pseudonym Sebastian Melmoth.

Das Stück

Die Theatergruppe Szenenwechsel führt in diesem Jahr einen veritablen Klassiker auf. "Bunbury - Von der Wichtigkeit, Ernst zu sein" ist die zu gleichen Teilen witzige, wirre und weise und deshalb zurecht bis heute meist gespielte Komödie von Oscar Wilde: Jack und Algy sind Ernst zum Vergnügen, Gwendolyn und Cecily lieben Ernst wegen dessen Seriosität, Miss Prism und Dr. Chasuble wundern sich sehr und Lady Bracknell macht schließlich Ernst. Ein großer Spaß. Und kompromisslos doppelbödig.

Weiteres zum Stück

Bunbury KSTA (2).pdf
Adobe Acrobat Dokument 9.1 MB

Die Rollen

John "Jack" Worthing, dargestellt von Dominic Jänichen

„Wenn man zum Vormund einer jungen Damen bestellt ist, ist man
gezwungen alles von einer höheren, moralischen Warte aus zu sehen.“

 

Kurzum: Eigentlich sollte ich mich rund um die Uhr um die Erziehung
und Bildung meines jungen Mündels kümmern…Entsetzlich langweilig.
Nun, ich denke, ich werde wohl irgendwie doch meine Wege finden,
immer wieder nach London zu kommen. Zum Glück nimmt mir Miss
Cardews Gouvernante, Miss Prism, einige meiner Aufgaben ab…
Aber nun noch mehr zu erzählen wäre absurd. Seht selbst. Ich
jedenfalls muss so schnell wie möglich nach London. Ich bin mir sicher,
meine Gwendolyn wartet schon!

 

Michael Plotzitza

Algernon Moncrieff, dargestellt von Michael Plotzitza

Als englischer Gentleman hat man vielerlei Pflichten. Und als englischer
Gentleman muss man infolgedessen sich von diesen vielerlei Pflichten
zu erholen wissen. So sollte etwa einem Essen mit Tante Augusta, im
anstrengendsten Fall neben der tugendsamen Lacy Farquhar sitzend
verbracht, stets ein heiterer Abend im Empire, ein Besuch im Club oder
eine flotte Landpartie folgen. Alles andere wäre eine geradezu absurde
Verletzung der Gentleman-Pflicht zur Selbsterhaltung. Aus diesem
Grund gehört – wie die Visitenkarte, die makellose Krawatte und das
noch makellosere Gurkensandwich – ein sogenannter „Bunbury“ zur
absoluten Basisausstattung des modernen Gentleman.
Was, oder besser: wer dieser Bunbury genau ist, das wissen wir alle nur
zu gut. Er ist der „kranke Freund“, der „unsittliche Bruder“, kurz: der
fiktive Verbündete, der gerade dadurch, dass er
entgegenkommenderweise gar nicht existiert, immer für ein Alibi gut
ist und uns so das eine um das andere Mal der lästigsten Pflichten
entbindet.

 

Michael Plotzitza

Dr. theol. Frederick Chasuble, dargestellt von Thomas Bardenheuer

Liebe Gemeinde,
ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Ich heiße Sie
willkommen in meiner Kirche in Hertfordshire. Auch heute will ich
Ihnen wieder eine Geschichte erzählen. In dieser Gemeinde spielen
sich ungewöhnliche Dinge ab, voller Schmerz oder voller Freude. Eine
betrübliche Geschichte ist die des Bruders von dem ehrenwerten John
Worthing, Mr. Ernst Worthing, Ein ernsthafter und trauriger Fall eines
Menschen, der auf den falschen Pfad gelangt ist. Metaphorisch
gesprochen. Meine Metapher stammt aus der Bibel. Denn schon wie
die Israeliten in der Wüste das Manna, braucht Mr. Worthing viel Kraft,
seinen Bruder zu überzeugen, sich von der Genusssucht loszusagen
und den beschwerlichen Aufstieg zur Rechtschaffenheit und Edelmut
zu bewältigen. Die Metapher stammt aus dem Klettersport. Ja solche
Menschen sind rar geworden. Miss Prism zum Beispiel ist die
Ehrbarkeit in Personen und der Inbegriff einer gebildeten Dame. Ich
glaube, sie ist die einzige Person, die mich wirklich versteht, ich meine
natürlich, die den tieferen Sinn meiner Gedanken noch folgen kann.
Aber ich komme vom Thema ab. Wo war ich stehen geblieben? Ah, der
edelmütige Mr. Worthing. Wissen Sie, ich glaube, Sie schauen sich das
mal selbst an.

 

Thomas Bardenheuer

Merriman/Lane, dargestellt von Martin Böhrs

Ich möchte Sie nicht mit meiner Lebensgeschichte langweilen. Es ist
kein sehr interessantes Thema. Ich selbst denke nie daran. Nur so viel:
Ich bin der ideale Hausdiener, denn ich weiß ganz genau, was die
Herrschaften brauchen, meist bevor sie es wissen. Meine Arbeiten
erledige ich mit der gebotenen Ruhe und Gründlichkeit.
Ich freue mich, diese kleine Rolle spielen zu dürfen und die Entdeckung
der Langsamkeit zu erleben.

 

Martin Böhrs

Lady Augusta Bracknell, dargestellt von Barbara Meyer

Glauben Sie im Ernst, ich würde meiner einzigen Tochter, die ich mit
großer Sorgfalt groß gezogen habe, gestatten, eine Verbindung
einzugehen mit einem…einem… diesem Mr. Ernst Worthing, dessen
Herkunft mir außerordentlich fragwürdig erscheint? Nein, eine
wahrhaft liebende Mutter hat für ihre Tochter selbstverständlich
andere Pläne. Und deshalb hat diese Verbindung ab sofort, von diesem
Zeitpunkt an aufzuhören. Lady Bracknell ist eine einmalige Mischung
aus „Grand Dame“ und Hausdrachen. Vom ersten Lesen des Stückes an
fand ich diese Rolle faszinierend. Ich mag ihre verdrehte Logik ebenso
wie die ungeheuerlichen Dinge, die sie von sich gibt. Auch wenn ich
ihre Einstellung zum Leben nicht ganz teile, dafür ist die so zärtlich
liebende Mutter dann doch ein wenig beängstigend, vor allem
beängstigend engstirnig. Während alle Figuren des Stücks vor Angst
erzittern wenn Lady Bracknell die Bühne betritt, hoffe ich doch, dass
Sie eher vor Lachen erschaudern. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim
zuschauen.

 

Barbara Meyer

Honorable Gwendolyn Fairfax, dargestellt von Lea Herzog

Meine sehr geehrten Lords, hochverehrte Ladies. Mein Name ist „The
honorable Gwendolyn Fairfax“ und ich darf Sie heute Abend ganz
herzlich im Haus von Lord und Lady Bracknell, meinen hochgeschätzten
Eltern, begrüßen. Diese Gesellschaft heute Abend dient, wie aus Ihren
Einladungen hervorgeht, dem Zweck, ein standesgemäßes
Ehearrangement für mich zu finden. Um potentielle Bewerber nicht
völlig unvorbereitet zu lassen, möchte ich Ihnen fairerweise und ganz
offen im Voraus sagen, dass ich fest entschlossen bin den Antrag des
passendsten Kandidaten anzunehmen. Da es äußerst unmodern für die
Frau von heute ist, allzu hohe Ansprüche an ihren Gatten zu stellen,
müssen Sie für mich nur ein entscheidendes Kriterium erfüllen um der
meine zu sein: Heißen Sie Ernst, dann kommen Sie doch am Ende des
Abends einfach auf mich zu. Eine von meiner Mutter zusätzlich
verlangte und von Ihnen auszufüllende Checkliste findet jeder
männliche Teilnehmer an seinem Platz.

 

Lea Herzog

Cecily Cardew, dargestellt von Rebecca Lay

Es gibt in diesem Stück keinen Schauspieler, der einfach eine Rolle spielt. Wir
alle verkörpern Personen, die ihrer Umgebung bestimmte Rollen vorspielen.
Jeder der Charaktere bastelt sich ein Image, mit dem er seine angestrebte
Position in der Gesellschaft am besten zu erreichen gedenkt. Daran mussten
wir alle uns erst gewöhnen und das sollten sie, liebe Zuschauer, sich auch
immer wieder ins Bewusstsein rufen. Cecilys Rolle ist die der niedlich-naiven
Unschuld vom Lande. Dabei weiß sie ihre körperlichen Reize sehr zielgerichtet
einzusetzen um die Herren der Schöpfung um den kleinen Finger wickeln. Sie
trägt zwar vielleicht nicht die höchsten Absätze, aber dafür mit Abstand das
knappste Kleidchen. Sozusagen übungshalber hat sie bestimmt schon dem
einen oder anderen jungen Mann aus der Nachbarschaft den Kopf verdreht.
Aber ihre Zukunftspläne sehen anders aus: Seit ihr Vormund zum ersten Mal
von seinem jüngeren Bruder, dem bösen und verdorbenen Ernst erzählt hat,
geht dieser verruchte Städter mit einem Hauch von großer-weiter-Welt ihr
nicht mehr aus dem Kopf. Sie erschafft eine rosarote Welt mit ihm in der
Hauptrolle und lässt uns alle im Unklaren darüber, ob sie ihre verschwurbeltromantischen
Tagträume tatsächlich selber glaubt. „Cecily ist außerordentlich
hübsch und gerade erst 18 geworden“, so beschreibt sie ihr Vormund, John
Worthing. Es ist tatsächlich schon mein 15. Theaterstück mit den
Szenenwechslern und jetzt auch schon die 5. Frauenrolle in Folge, aber sooo
weiblich durfte ich noch nie sein.

 

Rebecca Lay

Miss Laetitia Prism, dargestellt von Vanessa Wiek

Ach! Man hat es nicht leicht als Gouvernante und Privatlehrerin der jungen
Miss Cardew. Sie ist ein wirklich bezauberndes Ding, aber jung, so jung – mit
allem, was dies nach sich zieht: Unachtsamkeit, Flatterhaftigkeit,
Unbeständigkeit ... und dann schreibt sie ständig in ihr Tagebuch, obwohl ich
ihr immer wieder sage, dass das Gedächtnis das Tagebuch ist, das wir alle mit
uns herumtragen. Ach! Nähme sie sich doch ein Beispiel am lieben Dr.
Chasuble. Ja, von ihm können wir alle noch etwas lernen. Er ist wirklich ein
unerhört gebildeter Mann. Ich staune häufig, was er alles weiß. Und er hat ein
so außerordentlich sittliches Charisma. Er strahlt geradezu vor
Tugendhaftigkeit. Da wird einem direkt ganz warm ...

 

Vanessa Wiek

Im Hintergrund

Regie

Jonas Dickopf

Rebecca Lay

Katharina Hallet

Souffleuse

Katharina Hallet

Technik, Licht

Thomas Bardenheuer

Plakat und Webseite

Katharina Hallet

Programmheft

Michael Plotzitza